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Therapiefreie Woche - Yin und Yang

  • Antje Hoell
  • 7. Dez. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Wider Erwarten habe ich diese Woche Therapiefrei. Juchu! Der Grund dafür ist einfach. Donnerstag letzter Woche habe ich bereits meine 4. Chemo im 3. Zyklus erhalten. Pro Zyklus, der in der Regel zwei Wochen lang ist, erhalte ich 4mal Chemo. Danach folgt eine Pause von einer Woche. Für mich bedeutet die Pause in der Regel: Regeneration, keine Therapietermine im Klinikum, Flexibilität in der Wochenplanung und Freiheit für Unerwartetes und Neues. Die Info, dass ich diese Woche keine Therapie erhalte, macht mich einerseits glücklich und andererseits nachdenklich. Glücklich und stolz bin ich darauf, dass ich bereits 3 Zyklen von insgesamt 6 Zyklen geschafft habe und voraussichtlich noch dieses Jahr den 4. Zyklus abschließen werde. Damit rückt das Ende der 1.Phase meiner Chemotherapie in greifbare Nähe. Yes! Noch vor zwei Monaten hat es mich gegruselt und geschüttelt, wenn ich an die Chemotherapie und ihre Nebenwirkungen gedacht habe. Und jetzt? Jetzt freue ich mich auf den nächsten Zyklus, weil jeder Zyklus mich näher an mein Ziel bringt. Und ich liebe es, Ziele, die ich mir gesetzt habe, zu erreichen. Gleichzeitig jedoch, rückt mit dem Ende der 1.Phase auch die gefürchtete Hochdosis-Chemotherapie wieder in den Mittelpunkt meiner Überlegungen. Kommt diese für mich überhaupt in Frage? Überlebe ich es, wenn ich pures Gift erhalte, was sich im Körper wie Frostschutzmittel anfühlen soll? In diesem Zusammenhang empfehle ich beigefügten Bericht: https://www.leukaemie-phoenix.de/fileadmin/resources/documents/erfahrungen/nhl/nhl_bericht_1.pdf

Fragen, die Unsicherheit und Angst in mir hervorrufen und gleichzeitig richtungsweisend für mich und meine Zukunft sind. Die ich derzeit jedoch nicht beantworten kann und muss. Denn hierzu gehören Geduld, der richtige Zeitpunkt und ganz wichtig, die Einschätzung meines Oberarztes, mit dem ich nächste Woche ein Gespräch habe.

Besonders freue ich mich über meine Herangehensweise der derzeitigen Situation. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, stolz auf mich zu sein und glücklich darüber, den 4. Zyklus noch in diesem Jahr abschließen zu können. Denn der Abschluss vermittelt mir Zuversicht, zeigt mir, wie willensstark ich bin und wie gerne ich Aufgaben annehme und versuche, diese zu meistern. Gleichzeitig gehört es für mich dazu, Angst zu haben und Unsicherheit zu spüren, denn auch diese Emotionen gehören zu unserem Leben und unseren Herausforderungen dazu. Es kommt auf unsere Betrachtungsweise und Einstellung zur jeweiligen Situation an. Fühle ich mich hilflos und als „Opfer“ oder nehme ich die Situation an und suche Wege der Lösung?

In dem Zusammenhang fällt mir das Yin- und Yan- Zeichen ein. Das verdeutlicht uns, wie nah Freude und Leid, Gesundheit und Krankheit, Liebe und Hass, Glück und Unglück, etc. liegen. Die geschwungenen Linien ermöglichen eine Trennung zwischen beiden Seiten und gleichzeitig einen weichen Übergang. Sie ergänzen sich. Verletzende Worte, schwierige Situationen und Herausforderungen versetzten mich in der Regel erst einmal auf die Seite des „Jetzt ist alles vorbei“. Es dauert jedoch nicht lange, bis ich wieder „Pro Leben“ bin, wie meine liebe Freundin Manu mich beschrieben hat. Im Grunde gehe ich mit offenen Augen durch die Welt. Ich versuche mich, bildlich gesprochen, auf dem geschwungenen Pfad des Yin und Yan Zeichen zu bewegen. In dem Sinne wünsche ich auch euch, liebe LeserInnen, dass auch ihr das Leben als Yin- und Yan- Zeichen betrachten könnt. Beide Seiten des Lebens zu kennen und sich bewusst dazu entscheiden, auf welcher Seite oder welchem Pfad man sich gerade bewegt oder bewegen möchte, heißt, Verantwortung für uns und unser Leben zu übernehmen.

ree

 
 
 

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