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Es ist Donnerstag...

  • Antje Hoell
  • 3. Dez. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

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ein weiterer Therapietag in meinem Alltag. Zwei Themen beschäftigen mich: Einerseits meine Therapie, die ich heute wieder erhalten habe und gleichzeitig ein Thema, das mich schon seit gestern bewegt. Das Thema lautet: Worte – Ein wertvolles Geschenk!?

Zunächst zu meiner Therapie… Der Ablauf ist in der Regel immer derselbe: Zuerst erhalte ich einen Piks in den Finger, um die aktuellen Blutwerte zu ermitteln. Daraufhin melde ich mich in der Tagesklinik an und warte auf das Arztgespräch. Sind die Blutwerte in Ordnung, darf ich meine Therapie erhalten, wie auch heute. Eine Änderung wird es ab sofort geben: Ich werde eine etwas geringere Dosis erhalten, um den Körper nicht unnötig zu belasten und gleichzeitig für die nächsten Wochen eine reguläre Therapie von zwei Tagen in der Woche (montags und donnerstags) zu gewährleisten. Um ganz sicher zu gehen, dass meine Granulozyten-Werte durch die Therapie nicht zu stark absinken, soll ich mich zusätzlich zur Chemotherapie mit dem Wachstumsfaktor Neupogen, wie bereits am Montag und Dienstag geschehen, spritzen. Ich spüre damit einen kleinen „Anzug“ der Therapie. Gleichzeitig bin ich dankbar, dass ich nicht noch mehr „Gift“ in Form weiterer Medikamente erhalte. Mittlerweile ändert sich die Kommunikation zwischen mir und dem Klinikpersonal. Ich kommuniziere gerne, stelle meinem Gegenüber interessiert Fragen über ihre/seine Arbeit oder Person, äußere ein Lob, eine Bewunderung oder Freude über etwas vielleicht ganz Banales wie: „Sie haben wunderschöne lange Wimpern oder Danke für Ihr Lächeln.“ Auch heute habe ich nicht gespart mit Worten der Dankbarkeit und mit interessierten Fragen.

Und was bekomme ich zurück? Ein Lächeln, vielleicht ein verunsichertes Danke, weil es nicht allzu häufig im Alltag geschieht, dass wir mit freundlichen Worten Kontakt zu unserem Gegenüber aufnehmen. Was passiert, wenn wir freundliche Worte „aussenden“? Es entsteht Nähe, ein Verständnis füreinander. Immer wenn ich in der Klinik bin, habe ich das Gefühl, dass ich die MitarbeiterInnen „unterhalte“. Es ist eine Freude für mich in Kontakt zu treten. Schwestern, die bisher unnahbar erschienen, sprechen mich von sich aus an und fragen, wie es mir geht, was sie für mich tun können. Sie spüren, dass ich keine „leeren“ Worte verteile, sondern wirklich Interesse an meinem Gegenüber habe. Der Ärztin habe ich heute erneut meine Dankbarkeit gegenüber ihr und dem Team ausgedrückt und ihr gesagt, wie sehr ich ihr und dem Team vertraue. Wie ist es dazu gekommen? Was haben die ÄrztInnen getan? Sie haben mich von Anfang an in meiner Person, meinen Ängsten und Gefühlen ernst genommen und stets offen und ehrlich mit mir kommuniziert und das mit Worten!

Das Besondere an Worten ist, sie kosten kein Geld. Sie kosten in dem Sinne nur Überwindung, sie auszudrücken. Worte regen zum Denken und Nachdenken an. Sie schenken Freude, sind wohltuend, können uns den Tag „versüßen“. Sie geben Impulse und Anregungen. Sie können uns zu traurigen und freudigen Tränen rühren. Worte transportieren Gefühle und Gedanken. Gleichzeitig können Worte verletzen, den anderen in seiner Person abwerten, uns Angst machen und uns lähmen. Deshalb sollten wir uns unserer Worte immer bewusst sein.

In den letzten Tagen habe ich einen Zuspruch von Euch erhalten, der mich berührt, mich motiviert und innerlich stark und zuversichtlich macht. Deshalb bewegt mich das Thema „Worte – Ein Geschenk!?“. Denn gleichzeitig erhalte ich Rückmeldungen, dass auch meine Worte wohltuen, zum Nachdenken anregen … Wie wundervoll. Ein Geben und Nehmen und das kostenlos. Ich hatte gestern das Bild einer Fee / einem Zauberer mit ihrem Zauberstab vor meinen Augen…

Stellt euch einmal vor, wir alle haben einen Zauberstab auf unserem Nachttisch liegen und jeden Morgen nehmen wir diesen in die Hand und zaubern Worte, die uns und unseren Mitmenschen wegweisend sind.

In dem Sinne … Achte auf deine Gedanken.

 
 
 

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