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Ein trauriger und ängstlicher Gemütszustand

  • Antje Hoell
  • 17. Dez. 2020
  • 2 Min. Lesezeit

Müde schreibe ich diese Zeilen. Zwei extrem kurze Nächte liegen hinter mir. Am Dienstag hatte ich, wie Montag im Blog angekündigt, einen Termin bei meinem Oberarzt. Besprochen haben wir meinen derzeitigen Gesundheitszustand sowie den weiteren Therapieverlauf. Mitgenommen und aufgewühlt haben mich die Worte sowie die Therapieänderung im neuen Jahr.

Mein Knochenmark bildet durch die Chemotherapie und die hohe Krebszelleninfiltration zu wenig Granulozyten. Es „muckt“, wie der Oberarzt sagt. Um die hohe Anzahl der Krebszellen und Eiweißproteine weiterhin zu „drücken“ und abzutöten, ist geplant, dass ich ab Januar zusätzlich Darzalex erhalte. Die Aussicht darauf hat mich sehr erschreckt. Eigentlich sieht der reguläre Therapieplan die Gabe von Revlimid vor. Revlimid traut mir der Oberarzt wegen der hohen Toxizität jedoch nicht zu. Wer die Informationsbroschüre dazu gelesen hat, weiß, was das für den Körper bedeuten würde. Hier noch einmal der Link dazu: https://www.myelom-deutschland.de/wp-content/uploads/2016/10/MD_IMF_Verstehen_Revlimid_Lenalidomid.pdf

Zurück zu Darzalex. Darzalex ist ein Krebsarzneimittel mit dem Wirkstoff Daratumumab. Daratumumab ist ein monokloner Antikörper, eine Art Protein, der speziell dafür entwickelt wurde, sich an das Protein CD38 zu binden, das sich in einer hohen Anzahl auf den Krebszellen (multiplen Myelomzellen) befindet. Damit soll das Immunsystem aktiviert werden, um die Krebszellen abzutöten. Wie auch alle anderen Arzneimittel hat auch Daratumumab Nebenwirkungen. Die Liste dazu liest sich gruselig.

Umso mehr ich mich damit auseinandersetze, kommt mir im Vergleich dazu das Revlimid fast harmlos vor. Besonders besorgniserregend ist, das das Daratumumab schwere infusionsbedingte Reaktionen einschließlich anaphylaktischer Reaktionen auslösen kann! Deshalb erfolgt die Gabe nur unter ärztlicher Aufsicht, in der Regel stationär, per 7-8 stündiger Infusion! Für die Infusion werde ich am 06.01.2021 für nur hoffentlich zwei Tage stationär aufgenommen. Ich schreibe hoffentlich zwei Tage. Denn sollte es zu Reaktionen kommen, die wirklich lebensbedrohlich sein können, muss ich länger im Krankenhaus bleiben. Zu den Reaktionen können u.a. ein Bronchospasmus, eine Verkrampfung der bronchienumspannenden Muskulatur sowie eine Hypoxie, ein Sauerstoffmangel, der in schweren Fällen zu Hirnschäden führen kann!, gehören.


Eine Aussicht, die mir wirklich große Angst macht!

Das erklärt auch, warum ich die letzten zwei Nächte kaum geschlafen habe. Ich bin verzweifelt, habe Angst, fühle mich hilflos und der Krankheit ausgeliefert. Bisher habe ich es, trotz der Therapie und ihren Nebenwirkungen geschafft, meine Tage und Wochen zu gestalten, die kleinen und großen „Geschenke“ in meinem Leben wertzuschätzen und dafür dankbar zu sein. Ich dachte, dass ich dem Krebs, der Krankheit, entgegentreten kann. Ich dachte, dass ich es schaffe, den Krebs mit meiner lebensbejahenden Einstellung zu überwinden und wieder gesund zu werden. Gerade fällt mir das jedoch ungemein schwer, daran zu glauben!


Ich werde noch einige Tage brauchen, um gefühlt wieder Fuß zu fassen und mich zu erden. Zum Glück weiß ich, was mir gut tut, wie ich wieder zu mir und meiner lebensbejahenden Einstellung finden kann. Dazu gehört u.a. mein tägliches Morgenläufchen. Die beigefügten Fotos habe ich heute bei meinem Morgenläufchen aufgenommen: Das Titelbild zeigt einen warmen Morgenstreif am Horizont. Die u.a. Fotos zeigen eine „meiner“ Kühe an der Wassertränke und meine Yogamatte mit Kerze und Buddha. Regelmäßig praktiziere ich Yoga nach dem „Läufchen“. Yoga schenkt mir innere Kraft und Stabilität, geistige und körperliche Flexibilität sowie die Verbindung zu meinem Wesenskern, zu mir, der Antje.

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