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Ein geschenkter Tag mit Schnee

  • Antje Hoell
  • 11. Feb. 2021
  • 2 Min. Lesezeit

Heute ist Donnerstag und eigentlich Therapietag. Richtig gelesen, eigentlich. Weil meine Granulozytenwerte (eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die für die Immunabwehr notwendig sind) wieder einmal weit unter dem Normalwert liegen, konnte ich heute keine Therapie erhalten. Durch die Chemotherapie und die begleitenden Medikamente, werden nicht nur die kranken, sondern auch gesunden Zellen im Körper zerstört. Mein Körper reagiert darauf sehr schnell und intensiv mit einer verminderten Bildung weißer Blutkörperchen. Hätte ich heute eine Therapie erhalten, wäre mein Immunschutz noch geringer. Somit würde die Gefahr bestehen, dass nur ein kleiner Schnupfen sich zu einem schweren Infekt entwickeln könnte. Da ich sehr ehrgeizig bin und Begonnenes gerne "durchziehe", habe ich wieder einmal versucht, die Ärztin davon zu überzeugen, dass ich die Therapie, trotz kaum vorhandenen Immunsystems, verarbeiten kann. „Falscher Ehrgeiz“, wie die Ärztin heute sagte, ist jedoch nicht angebracht und zielführend für beide Seiten: mich und die Ärzte. Damit ich nächste Woche wieder eine Therapie erhalten kann, habe ich erneut eine Neupogenspritze erhalten, die mein Knochenmark dazu anregen soll, weiße Blutkörperchen zu bilden. Trotz heute ausgefallener Therapie habe ich die Tagesklinik mit einem Lächeln verlassen, denn ich habe die Ärztinnen und ein paar Schwestern mit meiner Merci-Packung überrascht und mit Freude die Schokolade verteilt. Was für ein Glücksgefühl ich dabei empfunden habe. Anderen Menschen eine Freude zu machen und ihnen damit ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, ist so wohltuend für mich und mein Seelenwohl.

Das Lächeln habe ich bis jetzt erhalten, denn ich habe heute das erste Mal seit Jahren wieder einen Schneemann gebaut. Was für eine Freude. Er trägt eine Mütze und eine richtige Möhre, wie früher. Allgemein finde ich es faszinierend, wie wir auf den Schnee, die Schneeflocken, das Wintertreiben, reagieren. Alle lieben FreundInnen, mit denen ich die letzten Tage und Wochen telefoniert habe, berichteten begeistert von ihren Schneeerlebnissen. Der Schnee scheint etwas Besonderes, nicht Alltägliches für uns zu sein. Wie würdet ihr einem Kind, das noch nie Schnee gesehen hat, Schnee beschreiben? Ich würde dem Kind den Schnee wie folgt darstellen: er ist weiß wie Zuckerwatte, besteht aus vielen kleinen Sternen / Kristallen, glänzt in der Sonne, macht lustige Knirsch-Geräusche unter den Schuhen, überzieht die Landschaft wie eine Puderzuckerschicht auf einem Kuchen. Er ist leicht wie eine Feder, kalt, wässrig und schmilzt wie Eis in der Hand. Zusammengenommen ist der Schnee ein kleines Wunder, das Groß- und Klein ein freudiges „Juchzen“ entlockt und uns unsere Sorgen, Ängste, Nöte vergessen und uns DEN Moment erfahren lässt.

In dem Sinne wünsche ich Euch von Herzen viel Freude beim Entdecken und Erleben des Wunders Schnee.

ree

 
 
 

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