Ein aufbauendes / positives Update
- Antje Hoell
- 22. Jan. 2021
- 4 Min. Lesezeit
Wer mich kennt… lange stecke ich den Kopf nicht in den Sand, dafür ist mir das Leben zu kostbar.
Die zurückliegenden Tage habe ich dazu genutzt, wieder einen klaren und optimistischen Blick in die Zukunft zu bekommen. Ich habe viele Telefonate mit meinen lieben BegleiterInnen geführt, die allesamt aufbauend, lebensbejahend, lustig und impulsgebend waren. Wie viele dankbare Rückmeldungen ich bzgl. meiner Blogeinträge, meiner bildhaften Sprache, meiner positiven Grundeinstellung sowie mich als Person, erhalten habe. Dafür ein riesen großes Dankeschön an alle, die sich angesprochen fühlen. Das Besondere an den Telefonaten und den Gesprächen ist nicht nur, dass diese wohltuend und kraftspendend für mich sind, sondern auch gleichzeitig für mein Gegenüber. Es ist ein Geben- und Nehmen auf einer Ebene, die kein Geld kostet und dennoch reich macht. In dem Zusammenhang denke ich an den Termin bei meinem Oberarzt am Dienstag. Ich hatte um den Termin gebeten, um mit ihm meine Fragen zum weiteren Therapieverlauf und meiner vorhandenen Ängste zu besprechen. Der Oberarzt sagte: „Frau Hoell, sie sind zu schlau“. Ich habe daraufhin laut gelacht. Er sagte dann: „Das ist nicht lustig“ und erklärte mir, was er damit meint. „Schlau“ heißt für ihn, dass ich ein sehr gutes Gefühl für meinen Körper habe, ich schnell auf Schmerzen reagiere. Was einerseits sehr gut ist und andererseits in einer Therapie von Nachteil sein kann, denn Körper und Psyche sind miteinander verbunden. Habe ich Angst vor der Chemotherapie und deren Nebenwirkungen, kann es sein, dass die Therapie nicht gut anschlägt. Darauf muss er und will er in der Begleitung von mir Rücksicht nehmen. All das hat mein Oberarzt gesagt! Was für ein Glück für mich, einen so empathischen, den patientenzugewandten Arzt zu haben.
Wie geht es nun weiter mit der Therapie? In 6 Chemozyklen (Dauer ca. ½ Jahr) soll ich jeden!!! Donnerstag eine Chemotherapie mit dem Antikörper Daratumamab und zusätzlich dazu alle zwei Wochen das Velcade erhalten, welches ich bisher immer bekommen habe. Das Ziel ist weiterhin, die Krebszellen soweit zu eliminieren, dass sie im Blut nicht mehr nachweisbar sind. Sobald das der Fall ist, wird über den weiteren Therapieverlauf gesprochen. Noch vor 5-10 Jahren gab es nur die Möglichkeit der Hochdosischemotherapie mit Stammzelltransplantation. Da ich allerdings „zu schlau bin“ und mir allein die Vorstellung an eine Hochdosischemotherapie große Angst bereitet, kommt evtl. die andere neue Möglichkeit der permanenten Gabe von Chemotherapie in Betracht. Damit soll erreicht werden, ein höchstwahrscheinlich erneutes „Aufflammen“ des Krebses zu verhindern. Ob ich mich dafür entscheide, weiß ich noch nicht. Die Aussicht darauf, jahrelang Chemotherapie zu erhalten, die mit eindeutigen Nebenwirkungen verbunden sind, ist nicht besonders aufbauend.
Gestern habe ich bereits meine weitere Chemotherapie erhalten. Schon verrückt, wie routiniert die Schwestern und ÄrztInnen Blut abnehmen, die Flexüle legen und mir so locker flockig Spritzen und Infusionen geben, die verschiedenste Medikamente und Zytostatika (=Chemo) enthalten, die wiederum Unterschiedliches in meinem Körper bewirken sollen. Dazu gehört vorab die Gabe von zwei Paracetamoltabletten gegen Schmerzen, gefolgt von der Infusion mit dem Cortison Dexamethason gegen Übelkeit, gleichzeitig (so war es gestern) die Spritze gegen allergische Reaktion, deren Wirkstoff ich noch nicht kenne, die sehr schläfrig und dizzy macht und dann die Spritzen mit den Zytostatika (Chemo) Velcade und dem Antikörper, der mir für 5min in den Bauch gespritzt wird. Alles erledigt in ca. 1,5h. Zeit und Raum, diesen Ablauf und „Cocktail“ emotional anzunehmen und zu verarbeiten, bleibt nicht. Erst im Nachhinein ist das möglich. Ich weiß auf jeden Fall, dass ich ab sofort donnerstags nach der Therapie nicht fahrtauglich bin und bis zum späten Nachmittag meinen „Rausch“ der betäubenden Antiallergischen Spritze ausschlafen darf inkl. Essensunterbrechungen und kleinen „Ich-sorge-für-mich“ Aktionen, wie z.B. die Katze auf den Bauch legen oder sich erfreuen an der Sonne, auch wenn ich gestern nicht in der Lage war, rauszugehen. Dafür kann ich von der Couch nach draußen schauen. Heute geht es mir gut, trotz Chemotherapie gestern. Ich habe erstaunlich gut geschlafen, trotz des Dexamethasons. Ich bin mir sicher, dass es daran liegt, dass ich gestern am späten Nachmittag noch Akupunktur hatte und meine „goldenen Po-Spritzen“ erhalten habe. Die sanfte Akupunktur und damit zusammenhängende Entspannung sowie die unterstützenden Pflanzenextrakten in den Po-Spritzen, helfen meinem Körper, das Gift wieder abzubauen und abzutransportieren. Hinzu kommt noch ein Telefonat, dass ich mit meiner lieben großen Freundin Antje geführt habe. Das wiederum hat meiner Freundinnenseele gut getan.
Jetzt kommt noch eine Nachricht. Die Beste überhaupt… Meine Krebswerte sind bereits durch die erste Infusion im Krankenhaus mit dem Antikörper Daratumamab „gefallen“ und zwar ordentlich. Der eine Wert ist von 295 auf 14,9 gefallen! Wie genial. Da lohnt sich das Leiden zwischendurch schon. Wenn der Wert auf 0,… gefallen ist, ist der Krebs wohl nicht mehr da, so verstehe ich das.
Dazu ein Zitat von John Ruskin: "Der höchste Lohn für unsere Bemühungen ist nicht das, was wir dafür bekommen, sondern das, was wir dadurch werden.“
Ich kann von mir sagen, dass ich durch die Therapie emotional stärker geworden bin, mehr als denn je. Es lohnt sich, Wege zu gehen, die unwägbar und komplett neu sind, denn sie verändern uns und können uns gut tun. In dem Sinne, seid mutig. Geht kleine und große neue Wege, die ihr vielleicht schon immer einmal „einschlagen“ wolltet. Es lohnt sich!




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